Eben kam meine Frau und fragte mich, ob ich eine Sendung zu Spontanheilungen bei Krebs sehen möchte, das sei doch interessant, wie das funktioniert.
Nein, das ist für mich nicht interessant, und ich glaube eigentlich ist es überhaupt nicht interessant. Es mag die Sensationslust der Leute befriedigen, wenn irgendwo mal wieder jemand, „den die Schulmedizin schon aufgegeben hatte“, plötzlich von einer Krebserkrankung genesen ist, relevant für den durchschnittlichen Krebspatienten ist das in keinem Fall.
Warum? Weil das Einzelfälle unter Abermillionen sind, etwa so wahrscheinlich wie ein Hauptgewinn im Lotto. Man muss das Lottospielen nicht unbedingt verteufeln, hin und wieder spiele ich selbst. Aber zu spielen, weil man meint, ganz sicher irgendwann mal gewinnen zu müssen und vielleicht noch meint, darauf seine finanzielle Zukunft aufbauen zu müssen, ist ganz sicher extrem sinnlos, obwohl ich durchaus Menschen kennengelernt habe, die das ernshaft versucht haben. Sie sind alle gescheitert.
Aus diesem Grund hat die Beschäftigung mit oder die Hoffnung auf Spontanheilung für einen Krebspatienten genauso wenig Sinn, und es hat noch nicht einmal den Wert des sogenannten und berühmten letzten Strohalms, an den man sich bei einer infausten Prognose vielleicht klammern mag. Ganz besonders sinnlos und in höchsten Maße gefährlich wird es, wenn jemand in der trügerischen Hoffnung, ihm würde ausgerechnet die Spontanheilung passieren, andere Therapieoptionen ausschlägt.
Ich verstehe die Faszination, die für manche Menschen von Spontanheilungen ausgeht, durchaus, sie haben oft etwas von einem „Wunder“ an sich. Aber sie sind für einen Patienten nunmal keine realistische Option und deshalb nicht interessant.
Daher kurze Antwort: Nein, das interessiert mich nicht.
Hallo Karl,
ich hasse solche Sendungen, sind Sie doch für den Einen oder Anderen Anlass, mich auf diese Wunderheilungen aufmerksam zu machen, mit dem Hinweis, das würde bestimmt auch mir passieren. Ich antworte dann immer mit dem Satz: ´an den Weihnachtmann glaube ich schon geraume Zeit nicht mehr´
Es scheint für viele Mitmenschen einfacher zu sein, auf Wunderheilungen zu hoffen und daran zu glauben, als sich mit dem Thema ernsthaft auseinander zu setzen und wenn man nicht an Wunderheilung glaubt, ist man mal wieder „selbst schuld“.
Im Augenblick meide ich, so weit es geht, den Kontakt zur gesunden Aussenwelt. Diese dahergeplapperten Sprüche kann ich nicht mehr hören und den Mund kann ich schon gar nicht mehr halten, von Diplomatie ganz zu schweigen.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
lieben gruss sue
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Liebe Sue,
wenn es gar zu arg wird und man die „gutgemeinten“ Sprüche nicht mehr ertragen, muss man sich vielleicht tatsächlich auch mal eine Weile zurückziehen.
Wie ich an anderer Stelle schon mal geschrieben hab, denke ich, dass die meisten dieser Sprüche einfach auf Unwissenheit und zu einem Gutteil auf der Unfähigkeit beruhen, das nachzuvollziehen, was Deine Situation für Dich bedeutet. Und zu einem ganz großen Teil ist das schlicht und ergreifend auch Selbstschutz für die Außenstehenden: Wegen der unglaublichen Tabuisierung von Krebs in der Öffentlichkeit, an der z.B. auch die Yellowpress tatkräftig mitwirkt, herrscht im kollektiven Bewusstsein ganz allgemein eine große und sehr diffuse Angst vor Krebs. Natürlich ist eine Krebserkrankung etwas anderes als Bluthochdruck oder eine Erkältung. Aber wer redet zum Beispiel von COPD, die genauso belastend und tödlich ist wie manche Krebserkrankung? Um diese kollektive Angst vor Krebs auszuhalten bzw. zu verdrängen, müssen die Leute einfach Wege suchen, wie sie die Auseinandersetzung damit vermeiden können, solange sie nicht durch eine eigene Erkrankung brutal dazu gezwungen werden (und manche vermeiden das ja selbst dann). Dazu sind unter anderem eben auch Sprüche wie „Du siehsts aber gut aus, scheint ja nicht so schlimm zu sein“ oder „auch bei Dir wird es sicher eine Spontanheilung geben, hab ich erst neulich im Fernsehen …“ hervorragend geeignet. Was die Leute den Betroffenen damit antun, oft genug sind es ja auch mehr oder weniger deutliche Schuldzuweisungen, ist den meisten nicht bewusst.
Ich kann mich nicht zurückziehen, oder zumindest nur sehr begrenzt, und ich schlucke die Pillen, ohne darauf herumzukauen, weil sie eben irgendwie runter müssen, also besser schnell als langsam. Ich gebe aber auch gern zu, dass ich mich bezüglich der Erkrankung und der Ignoranz (oder Nichtignoranz) meiner Umgebung in einer wesentlich komfortableren Situation befinde.
Ich wünsche Dir, dass Du bald wieder auch gegenüber der ignoranten Umgebung das Heft in die Hand bekommst und die Gelassenheit finden mögest, dass alles zu ertragen.
Liebe Grüße
Karl
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Das einzig Sinnvolle – eine wissenschaftliche Studie, die es inzwischen dazu gibt. Davor braucht man gar nicht groß darüber diskutieren…
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Spontanheilungen sind sicher genauso komplex wie die Erkrankung an sich. Und was hilft es denn wirklich, wenn man sich so etwas ansieht? Kein Körper ist gleich…
Es gibt aber auch Wunderheiler, die durchs Fernsehn heilen können. Man braucht dann nur die Hand auf die Mattscheibe zu legen und dreimal Schwarzer Kater sagen. Die Überweisung der „Bearbeitungsgebühren“ aber vorher nicht vergessen, sonst funktioniert der Zauber nicht. 😆
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„Spontanheilungen“ gibt es sicher nicht und ich könnt jedes Mal aus der Haut fahren, wenn ich einen dieser „Wunderheiler“ zu Gesicht bekomme. Wohl aber gibt es vieles außerhalb der Schulmedizin, was den Körper bei der Selbstheilung unterstützt, auch bei Krebs.
Ich selbst arbeite seit vielen Jahren mit Reiki und habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Es dauert seine Zeit, aber im Gegensatz zu vielen chemischen Mitteln wird nicht nur das Symptom bekämpft bzw. gelindert, sondern die Ursache aufgespürt und beseitigt. Meiner Meinung nach lassen sich Schul- und Alternativmedizin wunderbar miteinander verbinden und wer seinen gesunden Menschenverstand walten lässt, wird auch keinem Wunderheiler oder ähnlichem auf den Leim gehen. Früher hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass Dinge wie Homöopathie, Bachblüten oder Reiki funktionieren. Bis ich gewissermaßen gezwungen war es selbst auszuprobieren. Warum? Weil die Schulmedizin nur noch ein „sie sind austherapiert“ für mich übrig hatte.
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