Herbie Hancock

3 Aug

Im Juli durfte ich ja als Geburtstagsgeschenk ein Konzert von Herbie Hancock in Darmstadt besuchen. Vorweg, es war ein ganz besonderes Erlebnis und ganz anders aber auch besser, als ich mir das vorgestellt hatte.

Herbie Hancock war mir aus meiner Schulzeit als relativ moderner Jazzpianist ein Begriff, für meinen damaligen Geschmack schon fast zu modern. Ein paar Jahre später und um ein paar Jazzerfahrungen reicher fand ich ihn schon fast konventionell. Ich kannte ihn immer nur von Tonträgern oder aus dem Radio, hatte ihn bis zu eben diesem Konzert vor kurzem nie life gesehen. Dass er inzwischen einen gewissen legendären Ruf hatte, war mir schon klar. Da solche Namen nicht unbedingt oft in unsere Gegend kommen würden, habe ich die Gelgenheit wahrgenommen, vorher das ein oder andere Stück auf Youtube gehört und für gut befunden.

Dass er schon 72 ist, ist mir erst kurz vor dem Konzert aufgefallen. Ein paar ältere Versionen seiner bekanntesten Stücke Cantaloupe Island und Watermelon Man kannte ich und erwartete einen Abend mit relativ konventionellem halbwegs modernem leicht coolem Jazz von einem routinierten Jazzpianisten. Etwa so, wie diese Version von Cantaloupe Island:

Was ich dann erleben durfte war alles andere als konventionell und auf eine sehr angenehme Weise modern, gelgentlich experimentell und auf jeden Fall grandios, woran jeder seiner Mitmusiker an Drums, Bass und Gitarre einen guten Anteil hatte.

Cantaloupe Island spielten sie auch, aber das klang dann doch moderner, eher ein bisschen so wie hier, jedenfalls, was die Besetzung anbetrifft, und doch wieder anders und noch eine Spur moderner und experimentierfreudiger (ich glaube es gibt keine zwei Versionen des Stücks mit Herbie Hancock an den Tasten, die auch nur halbwegs ähnlich sind).

Leider hab ich bisher keine Aufnahme in Youtube gefunden, auf der genau die selbe Besetzung zu finden wäre wie im Konzert, obwohl er mit den dreien schon eine Weile zusammenspielt. Das ist deshalb schade, weil die Musiker wirklich extrem hörenswert sind.

Watermelon Man durfte natürlich auch nicht fehlen, auch eines der bekannteren Stücke von Hancock, hier allerdings in einer vergleichsweise entschärften, relativ konventionellen Version, die aber nichts desto trotz hörenswert ist.

Ein ebenfalls recht bekanntes Stück ist Chameleon und hier in einer Version, die der im Konzert wirklich sehr nahe kommt.  Und bis auf den Schlagzeuger (glaube ich) ist sogar die Besetzung die gleiche. Hier kommt auch die oben angesprochene Experimentierfreude zum Ausdruck, ebenso wie die Technikverliebtheit Hancocks. Das Umhängekeyboard kam im größten Teil der präsentierten Stücke zum Einsatz, und wenn ich mich mit 72 noch so auf eine Bühne bewegen könnte wie Hancock würde ich mich glücklich schätzen, denn er war noch deutlich mehr und schneller auf der Bühne unterwegs als in den Videos zu sehen. Hier und da immer wieder ein kleines Duell mit dem genialen Gitarristen und dem ebenso guten Bassisten, der in dieser Aufnahme nicht so zur Geltung kommt.

Insgesamt ein Abend, den ich so schnell nicht vergessen werde. Es lohnt sich wirklich ein wenig nach Hancock bei Youtube zu stöbern, um zu sehen wie vielseitig der Mann ist. Zum alten Eisen gehört der noch lange nicht.

5 Antworten zu “Herbie Hancock”

  1. dreamsandme 4. August 2012 um 19:54 #

    Freut mich, dass du einen schönen Abend hattest! 🙂

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  2. Big Al 6. August 2012 um 17:51 #

    Super dass es für dich so schön war.

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  3. Karl 9. August 2012 um 14:34 #

    Dankeschö, es war das erste Konzert seit vielen Jahren. Irgendwann war ich mal zwischendrin bei Robert Kreis im Darmstädter Hlab Neun Theater, aber das ist auch schon wieder mindestens 5 Jahre her.

    Eigentlich gibt es hier in der Gegend sehr viele lohnenstwerts Events, wir haben ja in Darmstadt, Frankfurt und Umgebung massenhaft Veranstaltungsorte von hohem Niveau. Allein die Preise sind jenseits von gut und böse.

    In meiner Bonner Zeit gab es viele kostenlose oder sehr billige Veranstaltungen und Festivals. Die Zeit scheint leider vorbei zu sein.

    Wenn ich vielleicht 5 Mal im Jahr Veranstaltungen besuchen wollte, die mich interessieren, kämen leicht etliche hundert EUR zusammen, ich kann mir schlecht vorstelle, wer soviel Geld übrig haben sollte. Und doch höre ich immer wieder von Leuten, die sowas mindestens monatlich machen.

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Trackbacks/Pingbacks

  1. Musiktrip | Kall's Einwürfe - 18. Januar 2015

    […] dem ich heute noch ein bisschen zehre. Über diesen tollen Musiker und Menschen hatte ich schon mal einen Post, und da hatte ich auch schon mal 2 Versionen von Cantaloupe Island dabei, von denen eine leider […]

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  2. A Jazz Holiday | Kall's Einwürfe - 25. Dezember 2015

    […] macht. Von ihm wurde ich relativ spät ein Fan, dafür umso heftiger und endgültig, seit ihn ihn 2012 live erleben […]

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