Archiv | Dezember, 2016

Neues

30 Dez

von meinem Lieblingsmusikprojekt (nicht meinem im Sinne von mir).

 

Und aus der live outside Serie

Endlich

17 Dez

konnte ich sie live sehen, Gabby Young. Sie steht mir irgendwie nahe. Weil ich erstens Ihre Musik sehr mag, seit ich sie vor ungefähr 6 Jahren entdeckt und zum ersten Mal gehört habe. Und zweitens, naja sie hatte eben auch Schilddrüsenkrebs. Ob der es war, der ihre mögliche Opernkarriere verhindert hat, eine diesbezüglich ausgebildete Stimme hatte sie Anfang 20, oder die Entdeckung „anderer“ Musik, darüber herrscht kein Konsens. Jedenfalls hat sie sich nach der zunächst erfolgreichen Behandlung entschieden eben diese andere Musik zu machen, eine geniale, wilde Mischung von allem Möglichen folkigen, Gipsy, Jazz, Balladen u.v.m. Erst im Frühjahr kam dann ein Rezidiv und eine erneute erfolgreiche Operation. Eigentlich macht sie das nicht zum Thema, die meisten ihrer Fans wissen das, mehr aber auch nicht.

Bis auf die Tatsache, dass sie gestern Abend die Narbe der OP nicht überschminkt hatte. Aus meiner Sicht eine Aussage. Ich höre nämlich relativ oft die Frage nach der Narbe, ob sie denn groß werden würde, wie lange man sie denn sieht, von Menschen mit dieser Diagnose vor einer OP, hauptsächlich von Frauen. Ich finde, man darf sie ruhig sehen, ein Überbleibsel, eine Erinnerung, vielleicht auch eine kleine Mahnung, auf sich Acht zu geben.

Jedenfalls war das Konzert mit einem leicht an die Weihnachtszeit angepassten Programm wunderbar, auch der „opening act“ um die israelische Sängerin Sivan Talmor, die die erste halbe Stunde bestritt. Die Atmosphäre im Bad Homburger Kulturbahnhof war auch ganz wunderbar.

Für mich war das zeitweise recht emotional nicht wegen der Krebsgeschichte, sondern aus anderen Gründen, vornehmlich der Lieder und deren Texte, die in dem gegenüber den Albumaufnahmen und Videos etwas reduzierten Auftritt noch besser zur Geltung kamen. Und wegen dem zweiten „endlich“:

Endlich habe ich wieder vor einem positiven Ereignis sowas wie ehrliche Vorfreude empfunden. Ich habe mich tatsächlich ganz uneingeschränkt auf dieses Konzert gefreut und dabei erst gemerkt, was mir die Depression langsam aber sicher in der Zeit, als sie sich in meinem Kopf breitgemacht hat, eigentlich genommen hat.

Als ich zum 60. Geburtstag im Juli die für mich unglaublich wertvollen Karten für J.M. Jarre in Frankfurt geschenkt bekam, habe ich mich schon irgendwie gefreut, und das Geschenk hat mir sehr viel bedeutet, ohne Zweifel. Auch war das Konzert dann Mitte Oktober ganz ohne Zweifel absolut großartig, vor allem als Erinnerung daran, dass ich 40 jahre vorher meine erste LP von Jarre gekauft hatte. Aber so richtige ehrliche Vorfreude kam irgendwie nicht auf, es mischten sich  Bedenken von allerlei Art ein, die schwarze Dame ging energisch dazwischen, ich hatte mich  gefälligst nicht darauf zu freuen. Natürlich, gut war es trotzdem, beeindruckend. Aber den gestrigen Abend habe ich mit allen Sinnen genossen und wenigstens bei diesem Ereignis kam sie mir nicht dazwischen. Ganz verlassen hat die Dame mich noch nicht, sie lauert vermutlich noch ziemlich nahe. Ob ich sie je ganz los werde, wird sich zeigen. Für gestern war jedenfalls Ruhe, und das ist doch schon mal sehr gut.

Das erste Stück Musik, dass ich von Gabby Young gehört habe, ist dieses hier, allerdings damals in einer aufwändigeren Version. Gestern war es noch ein klein wenig intimer, und damit noch intensiver. Es war das letzte Stück des Abends, und damit schloss sich ein wunderbarer Kreis.

Das war heftig

12 Dez

Die paar Stunden am Samstag spät nachmittags und abends waren wirklich extrem heftig. Gottseidank relativ schnell wieder vorbei.

Es ist nicht so, dass es mir jetzt wirklich gut ginge, die Grundstimmung ist immer noch recht bescheiden, aber sowas wie vorgestern möchte ich wirklich nicht für länger erleben.

Ich hatte immer mal wieder Phasen über Tage und teilweise Wochen, in denen kaum noch was ging und ich auch ziemlich unruhig war, weil ich einerseits unfähig war was sinnvolles zu tun, andererseits auch nicht still rumsitzen oder schlicht rumgammeln konnte. So extrem wie in diesen paar Stunden hab ich das aber noch nie erlebt. Einerseits völlig gelähmt für irgendwelche planvollen Aktivitäten, andererseits total unruhig durch die Gegend tigernd auf der Suche nach Ablenkung für dieses extreme Karussell von Hoffnungslosigkeit, Selbstzweifeln, Gefühl des Totalversagens, völligen Aufgebenwollens im Kopf. Nein, ich war nicht suizidal, war ich wirklich konkret noch nie. Davor hat mich immer, was für manche vielleicht merkwürdig anmuten mag, wohl am meisten meine Spiritualität bewahrt.

Für mich ist diese Intensität scheinbar paradoxerweise auch mit der allgemeinen Besserung durch das Moclobemid verknüpft. Das Medikament hebt nicht nur meine Stimmung und den Antrieb, ich erlebe die Dinge auch anscheinend bewusster und nicht mehr nur durch diesen dumpfen Nebel der Depression sondern merke, was da passiert, das kann das Erleben wohl auch intensiver machen. Andererseits merke ich eben auch klarer, wenn und wie es passiert und habe im Nachhinein das Gefühl besser und schneller reagieren zu können. Dass es besser wird, heißt nicht zwingend, dass es auch weniger anstrengend wird.

Für meine Umgebung fürchte ich, dass ich in den Zuständen allerdings ziemlich anstrengend bin. Vorgestern fand ich den Online-Coach vorübergehend völlig sinnlos und mich absolut nicht in der Lage eine der gestellten Aufgaben zu bearbeiten und bezweifelte das jemals zu können. Gestern ging mir das nach etwas Nachdenken und mit etwas Anstrengung recht einfach von der Hand und heute finde ich das recht hilfreich. Der Besuch einer für gestern eingeladenen Geburtstagsfeier schien mir am Samstagabend ebenfalls völlig unmöglich, ich war dann gestern trotzdem da, nicht übermäßig motiviert aber eben dabei.

Und falls sich noch jemand fragt, warum ich das hier mehr oder weniger öffentlich schreibe. Es ist hilfreich, und ich sehe im Moment keine Karriere, der es schädlich werden könnte.

Dieses Biest

10 Dez

Es geht wieder nach einer gottseidank eben sehr kurzen aber extremen Phase von ein paar Stunden, in denen mich eine gewisse Dame fest im Griff hatte. Und ich bin dabei mich zumindest soweit zu berappeln, dass ich einigermaßen einordnen kann, was da grad passiert ist. Ich bin sehr dünnhäutig geworden, sehr, sehr dünnhäutig. Ich ziehe mir zu viele Schuhe an, auch solche, die mich gar nicht unbedingt unmittelbar betreffen. Und wenn dann einer dazu kommt, der mich wirklich betrifft, ist es nur allzu leicht, der Dame Glauben zu schenken. Andererseits hilft mir das Bild der schwarzen Lady von Ulf, und ich beginne es und sie immer mehr zu verstehen, und das Bild hilft, sie zu erkennen, wenn sie sich meldet mit ihren Einflüsterungen. Es genügen kleine Anlässe um sich Hoffnungslosigkeit,  massive Selbstzweifel und das Gefühl des versagt habens breit machen zu lassen und mich vorübergehend völlig lahmzulegen.

Moclobemind sei Dank ist die Stimmung im Durchschnitt besser geworden als noch vor vielleicht 2 Monaten, und der Antrieb auch. Klarer sehe ich allerdings auch, wie sehr sie mich beeinträchtigt, die schwarze Frau. Ich habe mich vor dem Medikament nur einfach sehr schlecht gefühlt, langsam realisiere ich, wie schlecht es im Vergleich zu Zeiten, in denen ich einigermaßen „normal“ leistungsfähig war, ist. Es gab Zeiten, und die sind noch nicht so sehr lange her, zuletzt zum Beispiel 2008 und mit Einschränkungen 2010, in denen ich über Monate hinweg fähig war 80, 90 Stunden pro Woche zu arbeiten und auch dazu motivert war. Das war anstrengend, aber es ging, und natürlich war ich erschöpft danach, aber ich konnte es. Das ist jetzt absolut undenkbar. Ich bin dankbar für Tage, an denen ich es fertig bringe 6 Stunden halbwegs effektiv zu arbeiten und wenigstens währendessen über wenige Stunden hinweg halbwegs konzentriert zu sein. Und leider werden Berge, die eigentlich dringend abgearbeitet werden müssten immer größer.

Tagungen wie die, von der ich heute Nachmittag gerade zurückgekommen bin mit auch nur 8 Vorträgen in 4 Stunden an jeweils zwei Tagen noch dazu zu Themen, die mich sehr interessieren, konnte ich früher inhaltlich zumindest die Kernpunkte betreffend noch Wochen danach repetieren und locker schriftlich zusammenfassen. Keine Gedanke daran jetzt. Ich fand alles furchtbar interessant, aber  ich habe Mühe heute anhand der Vortragstitel die wesentlichen Inhalte der gestrigen Vorträge zu erinnern. Und wenn ich mich nicht sehr beeile, sie für mich schnell in ein paar Stichpunkten zu sammeln, werden sie im wesentlichen verloren sein. An die Tagung vor zwei Wochen habe ich nur noch sehr vage Erinnerung, die war allerdings auch nochmal bedeutend anstrengender.

Zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz hab ich eine Art online Therapie aufgenommen, die über 6 Wochen von meiner Krankenkasse übernommen wird, mit persönlicher Betreuung durch einen ausgebildeteten Therapeuten.  Ich merke, wie sehr mich auch das anstrengt. Es wird ein weiter Weg sein, in halbwegs stabile Verhältnisse zurückzukehren oder den Umgang mit den Angriffen der schwarzen Dame wenigsten traktabel zu machen.

Es fällt mir extrem schwer bzw. unmöglich, mich zu Dingen aufzuraffen, die mir früher viel bedeutet haben und zur Entspannung und Regeneration beigetragen haben. Vor zwei Monaten noch konnte ich nicht einmal mehr nachfühlen, was mich daran ehemals erfreut oder entspannt hat. Das immerhin kann ich mittlerweile wieder teilweise nachfühlen. Machen allerdings ist extrem schwierig. Immerhin, den Kater schnurrend auf dem Bauch ist ein gutes Gefühl und das kann ich auch genießen. Das fällt leichter, weil es von außen kommt, ich muss das nicht selbst initiieren.