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Jatrosom die 2.

12 Feb

Nach einer Steigerung von 10mg auf 2 x 10mg gesteigert wurde die Dosis inziwschen auf 3 x 10mg gesteigert. Die Stimmungslage ist insgesamt besser. Haupteffekt ist vor allem, dass der „Nebel“ den die Depression über alles breitet, durchsichtiger wurde und ich klarer meine Präferenzen aber auch die Einschränkungen erkenne, die mir die Erkrankung bereitet. Ich muss einsehen, dass meine mentalen Kapazitäten und meine Leistungsfähigkeit beschränkt sind, beschränkter, als ich noch vor einiger Zeit glaubte. Das hat mittlerweile dazu geführt, dass ich Konsequenzen gezogen habe, um mich von Engagements zu befreien, die mich über Gebühr beschäftigen und mich an anderen, existenziellen Stellen bremsen. Baustellen gibt es immer noch mehr als genug, und mit einem Todesfall in der Familie ist eine weitere, ziemlich komplizierte hinzu gekommen.

Es gibt natürlich Schwankungen da ich grad immer noch und auch neu gut belastet bin. Die zunehmende Erfahrung, dass die heftigen Tiefs relativ schnell auch wieder weichen macht aber zunehmend zuversichtlicher, dass die Schwankungen besser handlebar sind. Die erwünschten Wirkungen sind insgesamt zufriedenstellend.

Bei einem anstehenden Termin ist zu entscheiden, ob es dabei bleibt oder ggf. noch einmal um 10mg gesteigert werden sollte, was dann die höchste Dosis wäre, die man gemeinhin im außerstationären Setting gibt.

Natürlich gibt es auch negative Auswikrungen, keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Die bei vielen Berichten als belastend beschriebenen relativ engen Diätvorschriften finde ich persönlich nicht als sehr einschränkend. Merklicher sind die orthostatischen Kreislaufprobleme, die schon ziemlich heftig spürbar sind. Wenn eben noch im Sitzen der Blutdruck bei 135/85 war ist er anschließend im Stehen schon mal bei 100/60. Da funktionieren Schnellstarts zur Haustür oder zum Telefon und spontane Treppengänge nur begrenzt und erst nach Innehalten und Warten auf den Kreislauf. Außerdem nimmt die sowieso bereits vorhandene, durch die Schädigung der Speicheldrüsen bei der Radioiodtherapie vor 10 Jahren bedingte, Mundtrockenheit zu. Das erfordert noch bewussteres Essen und führt bisweilen zu sehr unangenehmen Staus in der Speiseröhre.

Trotzdem sehe ich das Verhältnis von Kosten zu Nutzen doch merklich auf der Nutzenseite. Den gesteigerten Antrieb und die verbesserte Stimmung in konkretes Handeln umszusetzen, obliegt nun mir und gelingt im Durchschnitt zumindest besser als vorher. Die Fähigkeit zur Selbstorganisation lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Selbstablenkung erkenne ich besser, es gelingt mir allerdings noch nicht gut, diese abzustellen.

Wasserstandsmeldung

5 Mai

weil es ja lange sehr ruhig hier war.

Die Eskalation der Medikation auf die doppelte Dosis hat die schwarze Dame spürbar aufgehellt. Das macht das Leben mit ihr nicht unbedingt leichter aber erträglicher. Ich spüre Defizite bewusster, merke in den betreffenden Situationen selbst und nicht erst nachträglich, wo ich mir selbst im Weg stehe, was jedoch noch nicht unbedingt immer zum dazugehörigen lösungsorientierten Handeln führt. Ich bilde mir ein, meinen jeweils aktuellen mentalen Zustand besser selbst einschätzen zu können, was unter anderem zu der Einsicht geführt hat, dass ich in der Vergangenheit gelegentlich gefährdeter war, als mit bewusst war. So weit so positiv.
Subjektiv empfundene kognitive Einschränkungen der letzten Jahre sind wohl am ehesten als depressionsbedingte milde Pseudodemenz anzusprechen, andere Ursachen konnten nicht gefunden werden.

Ich konnte einen Nebenjob finden, Auslieferung von Medikamenten  für eine Apotheke, durchschnittlich 5-8 Stunden pro Woche zum Mindestlohn. Das schafft keine Reichtümer und bringt die wirtschaftliche Situation sicher nicht in einen komfortablen Zustand, ist aber eine kleine Hilfe diesbezüglich. Außerdem bringt es einige bedenkenswerte Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen sehr unterschiedlichen Verhaltens in sehr unterschiedlichen persönlichen Situationen, was bisweilen lehrreich sein kann und nachdenklich macht.

Ob durch die Änderung der Psychomedikation – wegen evtl gestörten Gleichgewichts der Neurotransmitter zugunsten Serotonins un Noradrenalins und zuungunsten des Dopamins oder als normale Verschlimmerung im Laufe der Zeit – macht die Neuropathie/RLS sich stärker bemerkbar, was eine Eskalation der Medikation des Antiepileptikums/Antikonvulsivums nötig gemacht hat. Deshalb wird ein Umstieg der Psychomedikation von MAO A- auf einen MAO A/B-Hemmer erwogen, was ich aber noch gern abwägen würde gegen die möglichen Nebenwirkungen und diätetischen Konsequenzen. Mit den Nebenwirkungen der derzeitigen Medikationen komme ich eigentlich gut zurecht.

Ansonsten ist die familiäre Lage – nicht wegen irgendwelcher Konflikte – ziemlich anstrengend. Das Ehrenamt hat ebenfalls für eine unruhige und stressige Zeit gesorgt, und eigentlich bräuchte ich mal eine Weile ruhigeres Fahrwasser, was leider wegen zu vieler offener Baustellen nicht absehbar ist. Ich arbeite dran.

Ich hab mir vorgenommen, mir öfter was zu gönnen, Kleinigkeiten halt, weil mehr nicht geht. Das ließ sich vereinzelt schon öfter mal realisieren, nachdem die schwarze Dame, die das in der Vergangenheit meistens sehr erfolgreich verhindern konnte, etwas ruhiger gestellt wurde. Ich arbeite weiter dran. Ein etwas „größeres Gönnen“ würde ich gern realisieren, weiß aber nicht, ob es machbar sein wird: Ein seit Jahren gewünschter Besuch eines Auftritts von Walk of the Earth in Bonn oder Hamburg. Man wird sehen.

Du magst der schlauere Geschäftsmann sein …

27 Jan

Da ich ähnliches grad an anderer Stelle las, kam mir dieser Satzanfang wieder in den Sinn.

Er bezieht sich auf meinen Großvater, Schreinermeister und Schlitzohr.

Vollständig ging er (ungefähr wörtlich) so: „Du magst der schlauere Geschäftsmann sein, aber Dein Schwiegersohn ist der bessere Schreiner“ und war der Ausspruch eines seiner Kunden.

Und im Rückblick – schon vor vielen Jahren zurückgeblickt – stimmt es wohl.

Als kleines Kind war mein Großvater für mich der Größte. Die ganz Stadt kannte ihn, und er war wegen seiner bisweilen derben Scherze beliebt und gefürchtet zugleich. Als Sechsjähriger war ich stolz mit diesem Original im alten VW Käfer nachmittags mit zur Kundschaft genommen zu werden.

Mein Vater war für mich damals eher der unauffällige, ruhige, überwiegend bescheidene Mann, der für ziemlich kleines Geld bei meinem Opa angestellt war. Dass er damals schon Schreinermeister, und zwar ein hervorragender Schreinermeister war, war mir nicht recht bewusst, mein Opa war eben der Chef.

Als ich acht war, starb mein Großvater mit 68 Jahren ziemlich plötzlich. Meine Eltern mussten den Betrieb übernehmen, was insbesondere meiner Mutter viele schlaflose und tränenreiche Nächte bescherte, weil die Buchführung meines Großvaters, sagen wir beschönigend ziemlich kreativ gewesen sein muss. Ich bekam von all dem wenig bis gar nichts mit.

Erst später ging mir langsam auf, dass mein Vater schon vorher  eigentlich der Grund für den guten Ruf der Schreinerei in der Stadt gewesen sein musste. Viertel-, halb oder ganzgewendelte Treppen aus diesem Hause waren wohl schon länger legendär gewesen, weil sie sich, wie ich später auch aus eigener Anschauung feststellen konnte, unglaublich gut liefen. Als Kind dachte ich natürlich Treppe sei Treppe. Aber ich habe gelernt, dass es einen gewaltigen Unterschied machen kann, ob insbesondere eine gewendelte Treppe von einem Könner oder von einem Dilettanten verzogen und angefertigt wurde. Und damals gab es noch keine Computerprogramme, die solche Treppen in ein gegebenes Treppenhaus harmonisch hineinoptimierten, sodass sie sowohl optisch gefällig als auch gut und sicher zu begehen waren.

Darin, Treppen zu bauen, die sich sowohl in der Lauflinie als auch weiter seitlich wirklich gut begehen ließen, zum Beispiel war mein Vater Meister. Aber auch viele andere Stücke, Möbel, Fenster, Türen, komplette Ladeneinrichtungen, ein Schulhörsaal u.v.a. waren im Nachhinein betrachtet großartige Arbeiten, für die ich ihn heute mehr denn je bewundere. Umso mehr, als mir bewusst ist, dass kein CNC-gesteuerstes Bearbeitungszentrum damals an solchen Arbeiten beteiligt war, alle Pläne im Kopf meines Vaters entstanden, alle Zeichnungen von ihm angefertigt wurden und die Stücke mit, im Vergleich zu heute, geradezu primitven Inventar an Werkzeugen und Maschinen realisiert wurden.

An manch einer Arbeit, an ziemlich vielen sogar, war ich aushelfend beteiligt. Und ein wenig trauere ich schon, dass ich nicht diesen wunderbaren Beruf ergriffen habe, hauptsächlich aus der Furcht, wie er auch das eine oder andere Fingerglied zu verlieren, was bei den Sicherheitsstandards des in den 60ern und Anfang der 70er in großen Teilen noch aus der unmittelbaren Nachkriegszeit stammenden Maschinenparks sicher wahrscheinlicher war als zu einer Zeit, in der ich selbst mit der Ausbildung fertig gewesen wäre. Das war mir aber als junger Teenager und Gymnasiast, der eigentlich auch gern Wissenschaftler werden wollte, nicht bewusst. Außerdem wollte ich angesichts der damit verbunden Unwägbarkeiten und Probleme, die ich in meinem Elternhaus erlebte, eigentlich nie selbständig werden. Eine fast abgeschnittene Fingerkuppe und eine nicht ganz unproblematische Selbständigkeit haben mich seit vielen Jahren dann doch eingeholt – leider nicht als Schreiner.

Mein Vater wurde in vielem mein Vorbild. Im Nachgang betrachtet in viel zu vielem. Ich war und bin eben nicht mein Vater und konnte nie er sein und hätte nie wie er sein können. Ich musste wohl ziemlich alt werden, um das zu erkennen. Ich bin für die heutige Zeit nicht wirklich alt, aber aber als mein Großvater so alt war wie ich jetzt, war er für mich ein „alter Mann“. Es ist eine bisweilen schmerzliche Erkenntnis. Vielleicht ermöglicht sie mir jedoch noch einfach nur ich zu sein.

Depression ist

5 Jan

manchmal merkwürdig.

Man könnte meinen, dass einen depressiven Menschen die Geschichten von anderen Depressiven Menschen zwangsläufig triggern müssten oder zumindest in der eigenen Hoffnungslosigkeit (und ja, auch Selbstbemitleidung, die wir alle kennen, wenn wir ehrlich sind) verstärken.

Das tun sie aber offenbar nicht immer. Ich habe inzwischen vom letzten Irrenarzt (es ist für mich ein wohlmeinender Kosename für die hilfreichen Psychiater) eine langanhaltende schwere depressive Epsiode bescheinigt bekommen. Doch beide Geschichten hinter meinen letzten Posts habe mich nicht noch weiter runter gebracht sondern zumindest zeitweise, was ein Fortschritt ist, mir einen Perspektivwechsel auf den positiven Blick auf einige just vollbrachte Leistungen ermöglicht. Z.B. dass ich zu ca. 45% funktioniert habe und nicht zu mehr als der Hälfte nicht funktioniert habe. Auch wenn das nicht kontinuierlich durchhaltbar ist, zeigt es zumindest, dass es funktionieren kann, was ich wie vermutlich die meisten Mitbetroffenen rational sehr wohl begriffen habe, aber selten praktisch umsetzen kann/konnte.

Vielleicht liegt es an der Art und Weise, wie solche Geschichten auf mich zukommen, an der Authentizität, an der Ehrlichkeit, wie sie dargeboten werden. Ich weiß es nicht. Diese hatten jedenfalls positive Auswirkungen, wie lange, bleibt abzuwarten.

Depression ist

4 Jan

ein Arschloch, das vor keinem halt macht.

Sie kann jeden treffen, auch Menschen, die „sowas“ studiert haben, die sich mit Trauer auskennen, von denen man dachte: Wenn jemand in sich ruht, dann der.

Menschen die – ebenso wie ich – rational völlig klar begriffen haben, dass das, was sie da tun, und was mit ihnen geschieht nicht vernünftig ist. Und es passiert ihnen doch.

Und sie funktionieren in bestimmten Bereichen ganz gut – genau wie ich – und in anderen manchmal überhaupt nicht – genau wie ich, was es für andere noch schwerer macht es zu begreifen.

„Aber du kannst doch …“ „Da geht es doch auch …“

Depressive sind sich so ähnlich und so verschieden.

https://bestatterweblog.de/die-stell-dich-nicht-so-an-krankheit/

Luft für Tatze

30 Nov

Es war turbulent und anstrengend in den letzten Wochen. Und es gab große Sorge um unseren geliebten Kater und Co-Psychotherapeuten Tatze alias Kurti.

Er hatte Anfang November einen (vermutlich Auto-)Unfall. Zunächst sah alles nicht so schlimm aus. Der Tierarzt im Notdienst meinte eine Gehirnerschütterung, und ein kleines Stück eines Fangzahns war abgebrochen, was nach seiner Ansicht nur durch eine entsprechende Gewalteinwirkung möglich sei.

Ich hatte dann beginnend mit dem folgenden Wochenende eine längere Dienstreise im Zusammenhang mir meinem Ehrenamt und war eine Woche unterwegs.

Innerhalb dieser Woche entwickelte sich eine zunehmende Atemnot bei Tatze, die uns am darauffolgenden Montag zu einem Tierarztbesuch und am Dienstag dann zu einem Besuch in einer tierklinikähnlichen Fachpraxis bewegte. Es stelle sich heraus, dass – wahrscheinlich durch das Trauma – ein innerhalb des Brustkorbs kurz vor der Gabelung der Bronchien gelegenes Stück der Luftröhre stark verengt war, sodass dort kaum noch Luft durchging. In der Praxis wurde dann sofort eine auch nicht ganz risikofreie Bronchoskopie durchgeführt, bei der die Stelle mittels eines Ballons etwas aufgedehnt wurde, was zunächst zu einer leichten Besserung der Atmung führte. Am nächsten Tag deutete sich aber an, dass diese Besserung nicht von Dauer sein würde. Ohne weitere Maßnahmen, würde die Engstelle wieder enger werden und am Ende vermutlich die Euthanasie stehen.

Immerhin hatte der Eingriff eine Option eröffnet, dem Kater vielleicht längerfristig zu helfen. Es war nun möglich in einem risikoreichen und schwierigen Eingriff zu versuchen das betroffene Stück Luftröhre zu entfernen und die offenen Enden wieder miteinander zu verbinden. Das ist ein Eingriff, der gelegentlich auch beim Menschen vorgenommen wird und als Operation nach Pearson bekannt ist. Vorzugsweise wird die OP bei Stenosen im Halsbereich vorgenommen und ist auch dort nicht ganz einfach, da während der OP mehrfach die Beatmung umgestellt werden muss. Verkompliziert wird das, wenn die Stenose wie bei Tatze innerhalb des Brustkorbs liegt, weil damit der Zugang schwieriger und unübersichtlicher wird, außerdem sind alle Strukturen natürlich bei einer Katze kleiner als beim Menschen.

Im großen und ganzen waren wir über die Risiken informiert und natürlich auch über die geschätzten Kosten des Eingriffs, der über mehrere Stunden 4 Ärzte beschäftigen sollte und mit ca. 3000,- € angesetzt wurde. Uns war klar, dass dies unsere in den letzten Jahren extrem eingeschränkten finanziellen Mittel bei weitem überschreiten würde, zumal schon bis dahin einiges an Kosten aufgelaufen war. Wir hatten nur eine Stunde Bedenkzeit, da der Eingriff noch am gleichen Tag stattfinden musste, um die Chance der noch für einen dünnen Tubus offenen Engstelle nicht zu verlieren. Wir konnten und wollten Tatze diese Chance nicht nehmen und stimmten zu. Freunde sagten zu, uns zumindest das Geld für die nach der Op direkt fälligen Anzahlung von 1000,-€ leihweise bereitzustellen.

Tatze überstand den Eingriff erstaunlich gut, und wir konnten ihn am 2 post OP Tag nachhause holen, wo er rund um die Uhr beaufsichtigt werden musste, weil extreme Schonung verordnet war. nach 4 Tagen Schlafmangel und Unsicherheit bezüglich einiger Symptome gaben wir ihn für zwei Nächte zurück in die Obhut der Fachleute, um uns zu erholen und ihn in guter Betreuung zu wissen. Er wurde nochmal durchgecheckt und bis auf eine kleine Einziehung an der Anastomose der Luftröhre war alles normal. Diese Einziehung war schon direkt nach der OP vorhanden und behindert die Atmung nicht. Sie ist bis jetzt auch stabil geblieben, sodass die Hoffnung besteht, dass es so bleibt. Inzwischen darf er sich wieder relativ frei in der Wohnung bewegen, muss noch einiges an verlorenem Gewicht wieder gut machen und ist wieder ziemlich aktiv. In zwei Wochen wird es eine weitere Nachsorgeuntersuchung geben.

Die Kosten, und die Aussicht, geliehenes Geld zurückzahlen sowie die Ratenzahlungsvereinbarung mit der Fachpraxis bedienen zu müssen, sind alles andere als rosig, und wir haben im Moment noch wenig Ideen, wovon das zu leisten sein wird. Was an weiteren Kosten und Behandlungen noch anfallen wird, ist ebenfalls noch unklar.

Daher haben wir eine Spendenaktion auf leetchi eingerichtet, in der Hoffnung, dass dabei ein Teil der Kosten abgedeckt werden kann. Es sind auch schon etliche Beteiligungen eingegangen
Wer sich also berufen fühlt, hier – auch mit kleinen und kleinsten Beträgen – zu helfen, dem sei bereits jetzt herzlich gedankt. Hier der Link zur Aktion:
https://www.leetchi.com/c/luft-fuer-tatze

Auf einem fremden unbewohnbaren Planeten, der später Heimat meiner Kindheit und Jugend war

22 Okt

Lebte, nein überlebte ein 15 jähriges jüdisches Mädchen zusammen mit seiner Schwester die letzte Zeit des zweiten Weltkrieges.

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Depression ist

3 Okt

sich am Feiertag nicht einfach nur mal so auf die Couch hauen zu können, weil man ja sonst schon nichts von den dringenden Sachen geschafft bekommt.

Und wenn man es doch tut oder sonst was macht, von dem man weiß, dass es einem eigentlich gut tut, es nicht genießen kann, weil man sich mit dem schlechten Gewissen selbst im Weg steht.

Und leider nützt es dann in solcher Situation nichts, wenn man das rational begriffen hat.

Was Depression sonst noch ist, erzähle ich dann gelegentlich noch.

Es ist stille geworden

10 Feb

auf diesem Blog.

Das liegt an verschiedenen Dingen, positiven wie negativen.

Einmal hatte ich, endlich, in den letzten paar Wochen wieder ein paar mehr Aufträge, nachdem es Ende Dezember und Anfang Januar traditionell ruhig war, was prinzipiell gut ist, aber nicht immer vollständig zu bewältigen war, obwohl ich das noch vor vielleicht 4 Jahren „mit links“ geschafft hätte. Dann war ich ehrenamtlich verstärkt für meinen Verband unterwegs, was auch in Zukunft so sein wird. Auch wenn das paradox scheinen mag, wo ich doch durch die Depression immer wieder sehr eingeschränkt in meiner Leistungsfähigkeit und -kraft bin, werde ich mein diesbezügliches Engagement verstärken, weil ich zum einen die Notwendigkeit sehe und zum anderen daraus auch erheblich Kraft und Sinn für mein übriges Leben ziehe. Ich werde mich für ein führendes Amt zur Wahl stellen und meine Aktivitäten gleichzeitig in einem bestimmten Bereich ausbauen aber auch auf diesen fokussieren.

Dann hatte ich vor zwei, drei Wochen wieder intensiveren Besuch der alten schwarzen Dame, was immer sehr lähmend wirkt. Obwohl es mir im Durchschnitt eher besser geht, kommen diese verstärkt depressiven Phasen immer wieder vor, die bei mir typischerweise eher kurz im Sinne von einer oder vielleicht zwei Wochen sind, in denen meine eingeschränkte Leistungsfähigkeit nochmal geringer wird und das Gefühl der weitgehenden Lähmung sehr stark wird.

Unter Moclobemid ist der Antrieb subjektiv insgesamt eher besser geworden, die Fähigkeit, die eigene Stimmung und die Gedankenkarussels bewusst zu machen auch. Die Fähigkeit diese positiv zu beeinflussen, hinkt noch, auch nach Abschluss des online-Depressionscoachings, das von meiner Krankenkasse angeboten wurde. Immerhin gelingt es mir immer mal wieder eines der dort kennen gelernten Werkzeuge, die bewusste Neu-/Mehrfachinterpretation von Gedanken und Situationen anzuwenden und im Kopf verschieden negative, neutrale und positive Varianten zu erzeugen und durchzuspielen. Keine dieser Varianten ist jeweils eine objektiv und allein wahre, doch bringt allein dieses Durchspielen manchmal den Absprung von dem Karussell, das die schwarze Dame im Kopf ans Rotieren gebracht hat. Noch gelingt das eher selten.

Ein ambulanter Therapieplatz hat sich noch nicht ergeben, wurde allerdings noch nicht allzu intensiv gesucht, ich hatte gehofft und hoffe immer noch in einer therapeutisch geführten Bewältigungsgruppe an der PIA unter zu kommen, wo mein Arzt tätig ist. Leider hab ich da noch keine Nachricht aber nochmal angefragt. Ich finde die Versorgungssituation für Betroffene, die nicht stationär behandelt werden müssen, können oder wollen, ziemlich katastrophal. Die Tatsache, dass ich in meiner näheren persönlichen Umgebung nicht der einzige Betroffene bin, macht es nicht einfacher.

Gleichzeitig wird mir aber unter Moclobemind, wie schon mal erwähnt, auch – endlich – bewusst, wieviel ich in den letzten Jahren an Kraft verloren habe. Das ist nützlich, z.B. um die eigenen Ressourcen einzuschätzen aber eben auch schmerzhaft und muss erstmal durchlebt werden. Bewusst wird mir auch, wie wenig resilient ich in bestimmten Bereichen geworden bin – ich war da schon immer gefühlt leichter zu beeinträchtigen als der Rest der Welt, aber es ist im Rückblick doch in den letzten zwei Jahren deutlich leichter geworden, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen und schwieriger es wieder zu erlangen, soweit überhaupt möglich. Das möchte ich auf Dauer doch wieder ändern, und das ist für mich ein wesentliches Therapieziel. Ich werde wohl in dieser Hinsicht immer hinter der „Normalität“ zurück bleiben, aber ich möchte wenigstens ein Stück weit in diese Richtung kommen und mit dem Rest einigermaßen in Frieden leben.

Für mich interessant ist, wie selektiv sich die depressiven Phasen auswirken, etwas was mit erst in letzter Zeit richtig bewusst geworden ist und ggf. auch therapeutisch relevant ist. Bestimmte Bereiches meines Lebens sind kaum oder doch erheblich weniger als andere betroffen, das ist zum Beispiel mein Engagement in der Selbsthilfe, die mir allerdings auch überwiegend positive Verstärkung bringt. In anderen Bereichen, die teilweise existenzielle Bedeutung haben, bin ich durch depressive Phasen sehr stark beeinträchtigt und gegenüber auch kleineren Rückschlägen sehr empfindlich in dem Sinne, dass diese oft zu zeitweisen Lähmungen jeglicher problemlösenden Aktivität führen und Gedankenkarusselle auslösen, die diese Lähmungen wiederum verstärken. Die Medikation hat mir allerdings unter anderem die Erkenntnis vermittelt, dass es möglich ist von solchen Karussellen früher oder später abzuspringen, immerhin das. Ich würde aber gern noch schneller abspringen  und die schwarze Dame zum Abschluss des jeweiligen Besuches zur Tür hinaus komplimentieren können. Es ist für mich eine der Auswirkungen der Medikation, dass mir viele Dinge im Zusammenhang mit der Depression bewusster und rational zugänglicher geworden sind als vorher, da ich noch glaubte die Mechanismen doch bereits weitestgehend verstanden zu haben. Es ist aber noch ein ständiger Lernprozess mit der Hoffnung, dass besseres Verständnis auch die Bewältigung erleichtert.

Endlich

17 Dez

konnte ich sie live sehen, Gabby Young. Sie steht mir irgendwie nahe. Weil ich erstens Ihre Musik sehr mag, seit ich sie vor ungefähr 6 Jahren entdeckt und zum ersten Mal gehört habe. Und zweitens, naja sie hatte eben auch Schilddrüsenkrebs. Ob der es war, der ihre mögliche Opernkarriere verhindert hat, eine diesbezüglich ausgebildete Stimme hatte sie Anfang 20, oder die Entdeckung „anderer“ Musik, darüber herrscht kein Konsens. Jedenfalls hat sie sich nach der zunächst erfolgreichen Behandlung entschieden eben diese andere Musik zu machen, eine geniale, wilde Mischung von allem Möglichen folkigen, Gipsy, Jazz, Balladen u.v.m. Erst im Frühjahr kam dann ein Rezidiv und eine erneute erfolgreiche Operation. Eigentlich macht sie das nicht zum Thema, die meisten ihrer Fans wissen das, mehr aber auch nicht.

Bis auf die Tatsache, dass sie gestern Abend die Narbe der OP nicht überschminkt hatte. Aus meiner Sicht eine Aussage. Ich höre nämlich relativ oft die Frage nach der Narbe, ob sie denn groß werden würde, wie lange man sie denn sieht, von Menschen mit dieser Diagnose vor einer OP, hauptsächlich von Frauen. Ich finde, man darf sie ruhig sehen, ein Überbleibsel, eine Erinnerung, vielleicht auch eine kleine Mahnung, auf sich Acht zu geben.

Jedenfalls war das Konzert mit einem leicht an die Weihnachtszeit angepassten Programm wunderbar, auch der „opening act“ um die israelische Sängerin Sivan Talmor, die die erste halbe Stunde bestritt. Die Atmosphäre im Bad Homburger Kulturbahnhof war auch ganz wunderbar.

Für mich war das zeitweise recht emotional nicht wegen der Krebsgeschichte, sondern aus anderen Gründen, vornehmlich der Lieder und deren Texte, die in dem gegenüber den Albumaufnahmen und Videos etwas reduzierten Auftritt noch besser zur Geltung kamen. Und wegen dem zweiten „endlich“:

Endlich habe ich wieder vor einem positiven Ereignis sowas wie ehrliche Vorfreude empfunden. Ich habe mich tatsächlich ganz uneingeschränkt auf dieses Konzert gefreut und dabei erst gemerkt, was mir die Depression langsam aber sicher in der Zeit, als sie sich in meinem Kopf breitgemacht hat, eigentlich genommen hat.

Als ich zum 60. Geburtstag im Juli die für mich unglaublich wertvollen Karten für J.M. Jarre in Frankfurt geschenkt bekam, habe ich mich schon irgendwie gefreut, und das Geschenk hat mir sehr viel bedeutet, ohne Zweifel. Auch war das Konzert dann Mitte Oktober ganz ohne Zweifel absolut großartig, vor allem als Erinnerung daran, dass ich 40 jahre vorher meine erste LP von Jarre gekauft hatte. Aber so richtige ehrliche Vorfreude kam irgendwie nicht auf, es mischten sich  Bedenken von allerlei Art ein, die schwarze Dame ging energisch dazwischen, ich hatte mich  gefälligst nicht darauf zu freuen. Natürlich, gut war es trotzdem, beeindruckend. Aber den gestrigen Abend habe ich mit allen Sinnen genossen und wenigstens bei diesem Ereignis kam sie mir nicht dazwischen. Ganz verlassen hat die Dame mich noch nicht, sie lauert vermutlich noch ziemlich nahe. Ob ich sie je ganz los werde, wird sich zeigen. Für gestern war jedenfalls Ruhe, und das ist doch schon mal sehr gut.

Das erste Stück Musik, dass ich von Gabby Young gehört habe, ist dieses hier, allerdings damals in einer aufwändigeren Version. Gestern war es noch ein klein wenig intimer, und damit noch intensiver. Es war das letzte Stück des Abends, und damit schloss sich ein wunderbarer Kreis.