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Es geht um die Wurst – wer hat Angst vorm bösen Krebs?

29 Okt

In allen Medien wird ja seit zwei Tagen oder so die angebliche Warnung der WHO wegen der Kanzerogenität von Wurstwaren, genauer eigentlich „verarbeitetes Fleisch“ gehyped. Dabei stehen immer zwei Dinge im Fokus.

1. Man hat das verarbeitete Fleisch in die gleiche Kategorie gesteckt, wie z.B. Rauchen und einige hochkanzerogene Substanzen wie Arsen im Trinkwasser etc.

2. Der zusätzliche Genuss von 50g verarbeitetem Fleisch erhöht angeblich das Risiko an Krebs zu erkranken um 18%.

Zwar sind in der Regel ein paar erklärende Worte irgendwo im Text versteckt, mit deren Hilfe sich die aus diesen Informationen leicht herauslesbaren Missverständnisse eigentlich vermeiden ließen, allerdings sind sie oft nicht im direkten Kontext zu lesen, sodass die Missverständnisse zunächst mal entstehen und meist nicht mehr aufgehoben werden.

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Tierversuche

7 Mai

begeistern mich nicht, haben mich noch nie begeistert, auch nicht, bevor ich von einer Krebserkrankung betroffen war.

Ich bin ja gelernter Biologe und bin im Studium fast zwangsläufig mit Tierversuchen in Berührung gekommen. Ich hab immer versucht, sie für mich soweit wie möglich zu vermeiden, was nicht in allen Fällen möglich war. Letztlich hat mich die Verwendung von tierischem Material (in dem Fall frisch zu präpariendes Rinderherz aus dem Schlachthof) dazu bewogen eine ganze Weile (ovo-lacto)vegetarisch zu leben. Auch wenn ich mittlerweile wieder Fleisch esse, dürfte sich das erheblich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt bewegen.

Nun soll es in den nächsten Tagen eine Anhörung zu einer Petition einer europäischen Bürgerinitiative namens „Stop Vivisection“ geben, die zum Ziel hat tierxperimentelle Forschung generell und in allen Fällen zu verbieten. Bei allem Verständnis und bei aller Sympathie für den Tierschutz halte ich das für gelinde gesagt völligen Schwachsinn, so hart muss ich das leider ausdrücken. Und das trifft mich als von einer Krebserkrankung Betroffener ganz besonders. Allein der Titel der Initiative suggeriert etwas, was so definitiv nicht zutrifft. Die Zeiten vereinzelter Tierexperimente, die wirklich den Charakter von Vivisektionen hatten sind längst vorbei. So etwas wird heutzutage keine Genehmigung mehr erhalten, und in der Arzneimittelforschung gilt dies sowieso. Man kann durchaus die Frage stellen, ob Tierexperimente  für Kosmetika wirklich und vor allem in größerem Umfang sein müssen. Für die medizinische Forschung sind sie bis auf weiteres unverzichtbar.

Keines, aber wirklich keines der neuentwickelten Krebsmedikamente, die zu einer dramatischen Verbesserung der Lebenserwartung und auch der Lebensqualität Betroffener geführt haben, wäre ohne tierexperimentelle Forschung möglich gewesen. Es hat erhebliche Anstrengungen gegeben, den Einsatz von Versuchstieren zu begrenzen, und es gibt durchaus Fortschritte in dieser Richtung. Aber keine der bisher entwickelten Alternativen kann Tierexperimente in bestimmten Phasen der Entwicklung völlig ersetzen, und das wird auf absehbare Zeit so bleiben. Ich bezweifle wirklich sehr ernsthaft, dass alle Zeichner dieser Petition im Ernstfall bereit wären auf alle Medikamente und Therapien, die unter Einsatz von Versuchstieren entwickelt wurden, zu verzichten, weil dann schlicht und ergreifend fast gar keine mehr übrig blieben, zumal bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs. Im Übrigen müssten sie sich dann in der Regel selbst einer Vivisektion unterziehen, weil so ziemlich alle modernen Narkotika ebenfalls unter Einsatz von Tierexperimenten entwickelt wurden und sie sich konsequenterweise dann bei vollem Bewusstsein operieren lassen oder eben auf eine Behandlung verzichten müssten.

Als selbst davon Betroffener und in der diesbezüglichen Selbsthilfe Tätiger liegt mir der Schilddrüsenkrebs natürlich besonders am Herzen. Schilddrüsenkrebspatienten in fortgeschrittenen Stadien, in denen eine Radiojodtherapie mangels nicht mehr vorhandener Jodspeicherung in den Tumorzellen nicht mehr griff, und bei denen die operativen und radioonkologischen Möglichkeiten ausgeschöpft waren, stand in der Vergangenheit im Gegensatz zu den meisten anderen Krebserkrankungen keine wirksame medikamentöse Behandlung mehr zur Verfügung. Klassische Chemotherapeutika waren und sind unwirksam. Erst in den letzten Jahren taten sich mit den neu entwickelten Tyrosinkinaseinhibitoren zum ersten Mal neue Optionen auf, die auch für diese Patienten noch die Aussicht auf zusätzliche Lebenszeit bei erträglicher Lebensqualität eröffneten. Weitere befinden sich in der Entwicklung bzw. in Zulassungsstudien. Wohlgemerkt, auch diese Medikamente haben erhebliche Nebenwirkungen, aber sie sind besser als gar keine Option, und ich kenne persönlich mehrere Betroffene, die bereits längere Zeit damit zurechtkommen und froh über diese Möglichkeit sind. Diese Option stünde ohne tierexperimentelle Forschung definitiv nicht zur Verfügung und eine Weiterentwicklung in Richtung noch besserer Wirksamkeit und ggf. Verträglichkeit wäre ebenfalls in Frage gestellt.

Bei anderen Krebserkrankungen, bei Autoimmunerkrankungen und anderen schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die Situation ähnlich. Ohne tierexperimetelle Forschung keine weitere Verbesserung der Versorgung der Betroffenen.

Ich hoffe inständig, die Europaparlamentarier werden sich nicht durch völlig überzogene Darstellungen und Fehlinformationen blenden lassen und sich umfassend informieren. Ich werde in jedem Fall noch versuchen einige von ihnen mit einem persönlichen Anschreiben zu erreichen, allerdings drängt die Zeit, die Anhörung wird am 11.5. stattfinden.

Im Andenken an Pavel …

26 Apr

stand unter einem Post in einem Selbsthilfeforum, in dem unter anderem auf diesen Artikel in der Süddeutschen verlinkt wurde, in dem ein großartiger Mensch und kompetenter Nuklearmediziner zum Unglück von Tschernobyl und den Folgen aus seiner Sicht interviewt wird, und in dem Prof. Reiners auch an eben diesen Pavel, seinen ersten kleinen Patienten nach Tschernobyl erinnert, der zwar als einziges der von ihm behandelten Kinder sterben musste aber immerhin noch 13 zusätzliche Jahre geschenkt bekam, die ihm vor der Behandlung nicht zugestanden worden waren.
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Angst

8 Dez

… ist ein großes Thema zur Zeit in der Öffentlichkeits.  Und es wird gewaltig Schindluder mit der Angst getrieben. Was im Moment abläuft kann man getrost als Paranoia bezeichnen. Woher kommt das, was ist daran noch rational, warum und wovor haben wir Angst? Da sich auch an meinen eigenen Ängsten viel geändert hat, ein paar Gedanken dazu von mir.

Im Moment wird ja gern mit den Ängstenvor dem Terrorismus gespielt, auch um den Menschen die „Sicherheitsmaßnahmen“ dagegen zu verkaufen, und erstaunlicherweise springen ganz von selbst auch Leute, die es eigentlich besser wissen sollten, darauf an, so die Grünenchefin, die in einem Interview eilfertig bekannte, dass sie die Ängste der Menschen vor dem Terrorismus ernst nähme und zugab selbst Angst zu haben. Dass man die Ängste der Leute ernst nehmen sollte, kann man ja noch nachvollziehen, aber sie selbst sollte eigentlich wissen, dass diese Ängste größtenteils irrational zumindest aber vollkommen übertrieben sind, und es besser wäre, die Menschen über diese Tatsache aufzuklären, als eventuell sogar Maßnahmen mitzutragen, die in keinem Verhältnis zur angeblich beabsichtigten Wirkung stehen.

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Falsch gegessen

7 Okt

… und krank geworden?

Das kann ja schon mal passieren, man isst was, was man besser nicht gegessen hätte und verdirbt sich den Magen oder vergiftet sich im schlimmsten Fall sogar. Das ist hier aber nicht gemeint.

Hier soll’s drum gehen wie Ernährung angeblich oder tatsächlich das Risiko an bestimmten Kranheiten zu erkranken beeinflusst, und um die vielen neuen Säue, die diesbezüglich regelmäßig durch’s Dorf getrieben werden. Weiterlesen

Raubtiere abschaffen …

22 Sept

… will Jeff McMahan und braucht, um dies zu begründen, mächtig viel Text, der aber eigentlich knapp darauf zu reduzieren ist, dass man doch bitte Mittel und Wege finden möge, für ein mehr oder minder verträgliches Aussterben der Raubtiere und deren Ersatz duch neue Pflanzenfresserarten zu sorgen. Wenn wir schon Gene manipulieren könnten, sollten wir diese Kunst doch auch dafür einsetzen. Weiterlesen