Am 5.4. istBarney McKenna, Banjospieler und das letzte Gründungsmitglied der Dubliners gestorben. An sich ist das eher nur ein weiterer Musiker unter vielen, der gestorben ist, wie es eben öfter vorkommt, und der Jüngste war er auch nicht mehr.
Für mich ist das schon etwas Besonderes, zeigt es mir einmal, das ich selbst auch schon nicht mehr ganz jung bin, denn als ich die Dubliners, ich glaub im Jahr 1973, kennen gelernt habe, waren alle der damaligen Besetzung und auch Barney im besten Alter und ich ein Teenager. Das war in Göttingen und mein erstes Livekonzert überhaupt.
Das Konzert war mein Einstieg in die irische und die Folkmusik überhaupt. 1975 nach dem Abitur machte ich mit zwei Klassenkameraden eine Tour durch England, Schottland und Irland, von der der längste Teil auf Irland entfiel. Dort lenrte ich etliche weitere Facetten der irischen Musik kennen und lieben, und ich mochte Irland und die Iren. Ohne dieses Dublinerskonzert wäre das wohl so nicht passiert
Daher am Anfang erstmal eine der wohl letzten Aufnahmen mit Barney, dabei auch seine typischen trockenen Kommentare:
In Irland habe ich weitere und andere Arten irischer bzw. keltischer Musik kennengelernt, und alle haben mir gefallen. Viele der Traditionals, wie man sie von den Dubliners oder auch den Chieftains kennt, wurden in den Dörfern in den Pubs gesungen und gespielt. Auch Tonträger habe ich damals von der Insel mitgebracht, so von den Blacksmiths, Seán Ó Riada und Leo Rowsome. Einiges davon hat hier auch schon Eingang gefunden.
Komischerweise war damals keine LP der Dubliners dabei, vielleicht weil ich dachte, dass man die auch problemlos in Deutschland bekäme, was ja auch stimmte, aber wir haben trotzdem nur eine Vinylscheibe von ihnen, und auch die gehört nicht mir selbst. Da es gestern ein Very best of Album bei Amazon im Angebot gab, hab ich mir dieses besorgt, alles sehr alte Aufnahmen aus den 70ern, in den 90er und später remastert.
Über Seán Ó Riada lernte ich den irischen Barock-Nationalkomponisten Ó Carolan kennen und schätzen, einer meiner liebsten Komponisten überhaupt, dessen Musik ich besonders gern auf der Harfe höre, er war ja selbst Harfinist. Neben dem in dem oben erwähnten Post vorgestellten Stück, hat Mark Hamer auch weitere Stücke in seiner wunderbar schlichten Interpretation gespielt, die mir die liebste ist. z.B. Diese:
Von der Musik Ó Carolans, die ja noch stark von der Renaissance beeinflusst ist, war es nur ein kleiner Schritt zur zunächst englischen Lautenmusik der Ranaissance wie z.B.
und weiter zur Renaissancemusik überhaupt und dann auch zur noch älteren Musik, was aber hier nicht das Thema ist.
Die irische Musik führte mich auch weiter zur keltischen Musik überhaupt der schottischen, bretonischen, baskischen und occitanischen Musik.
Während meiner Studienzeit in Bonn fanden dort einige größere Folkfestivals statt, wo ich dann auch ältere und neuere deutsche Volksmusik kennenlernte, die nichts mit dem volktümelnden Zeugs zu tun hat, was heutzutage vornehmlich im TV als Volksmusik verkauft wird. Das hatte natürlich auch Verbindung zur Liedermacherszene. Interpreten, die mich damals interessierten, waren (und sind) z.B. Liederjan, Ougenweide, aber auch Kiesewetter, Roski, sowie Wader, Degenhardt und viele andere.
Natürlich spielten und spielen etliche andere Musikrichtungen in meinem Leben eine Rolle, aber Folk, Volksmusik im eigentlichen Sinne und Weltmusik spielten immer eine Rolle. Hin und wieder gab es auch interessante Fusionprojekte, wie z.B. Trio Bavario, die auf teilweise abenteuerliche Weise bayrische und brasilianische sowie auch orientalische Traditionen verbanden und von denen es leider nichts im Web zu sehen oder hören gibt.
Angefangen hat das alles aber eben mit diesem einen Konzert der Dubliners, ohne das alles, was meine Beziehung zur Musik betrifft, vielleicht ziemlich anders gewesen wäre, und deshalb „Farewell and rest in Peace, Barney“
3 Antworten zu “Meine Folkgeschichte”